Vers des Monats September
Röm 15
„Ich sage aber, dass Jesus Christus ein Diener der Beschneidung geworden ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen, dass aber die Heiden Gott loben sollen um der Barmherzigkeit willen,
wie geschrieben steht: ‚Darum will ich dich preisen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen!‘ Und wiederum heißt es: Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!‘ Und wiederum: ‚Lobt den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!‘ Und wiederum spricht Jesaja: ‚Es wird kommen die Wurzel Isais und der, welcher aufsteht, um über die Heiden zu herrschen; auf ihn werden die Heiden hoffen.‘
Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden im Glauben, dass ihr überströmt in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes!“
Röm 15,8-13
Einleitung
Diesen Monat haben wir einen Text, der auf den ersten Blick etwas komplizierter und nicht so leicht zugänglich scheint (mir ging es beim ersten Lesen so 🙂 ), der aber nach längerem Betrachten einfach großartig ist. Er beinhaltet so viel herrliche Wahrheit über Gott und sein Wesen, wichtige Wahrheit über unser Zusammenleben als Christen hier auf der Erde und tröstende Wahrheit über unseren Glauben. Ein echter Schatz!
Der oben zitierte Abschnitt ist der Abschluss des praktischen Teils des Römerbriefs (Kap. 12-15).
Er ist sozusagen die Quintessenz dessen, was Paulus in den Kapiteln vorher gesagt hat: Es geht ihm vor allem um die Einheit der jüdischen und heidnischen Gläubigen in der Gemeinde und das Lob Gottes (Röm 15,5-6).
In unserem Versabschnitt führt er aus, dass die jüdischen Gläubigen Gott loben sollen wegen der Erfüllung der Verheißungen im Alten Testament, weil Gott sich als wahrhaftig erwiesen hat. Die Heidenchristen sollen Gott loben wegen der Barmherzigkeit, die auch auf Verheißungen beruht. Beide haben viel Grund dazu, Gott zu preisen. Der abschließende Segenswunsch in Vers 13 knüpft an die Verheißungen an und macht deutlich, dass beide die zentralen Segnungen des Glaubens, die von Gott kommen, gemeinsam haben.
Wir wollen uns die drei Eigenschaften Gottes anschauen, die Paulus in diesem Text besonders erwähnt: Gottes Wahrhaftigkeit, Gottes Barmherzigkeit und seine Perspektive der Hoffnung.
Gott der Wahrhaftigkeit
„Ich sage aber, dass Jesus Christus ein Diener der Beschneidung geworden ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen“
(V. 8)
Im Alten Testament können wir unzählige Prophezeiungen über den Retter lesen, der eines Tages kommen soll, um sein Volk zu erlösen. Immer wieder hat Gott durch die Propheten darauf hingewiesen und seinem Volk damit Mut gemacht. Durch das AT hinweg finden wir ganz konkrete Aussagen über den verheißenen Messias, der
- ein Nachkomme Davids sein wird (1. Chronik 17, 11-14),
- von einer Jungfrau in Bethlehem geboren wird (Jes 7,14; Micha 5,1),
- auf einem Eselsfüllen in Jerusalem einziehen wird (Sacharja 9,9),
- misshandelt werden wird (Jes 53,7; 50,6),
- für seine Feinde betet (Jes 53,12),
- der stellvertretend unsere Sünden auf sich nimmt (Jes 53,4-6) und
- der von den Toten auferstehen wird (Ps 16,8-10; Ps 49,16; Ps 30,4).
Diese und noch viele viele weitere Verheißungen findet ihr (hoffentlich) in eurer Bibel hinten im Anhang zusammengestellt.
All diese Dinge hat Gott im Verlauf von vielen Hunderten von Jahren seinem Volk Israel angekündigt. Um zu zeigen, dass er seine Versprechen auch hält, erscheint Jesus, der Messias, auf der Erde und zwar genau in der Weise, wie es angekündigt wurde. Er bestätigt damit, dass Gott die Wahrheit gesagt hat und seinem Wort treu bleibt. Der jahrtausende alte Glaube an den Gott Israels war nicht umsonst.
Dies sollen sich besonders die jüdischen Gläubigen vor Augen halten und Gott für seine Wahrhaftigkeit und Treue loben.
Wir als Heidenchristen heute können darauf lernen: Wenn Gott etwas sagt, dann ist es Wahrheit, weil er selber Wahrheit ist – er hält sich an sein Wort.
Diesen Schatz des Alten Testamentes sollen wir uns vor Augen halten:
„Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, wurde zu unserer Belehrung zuvor geschrieben, damit wir durch das Ausharren und den Trost der Schriften Hoffnung fassen.“
Röm 15,4
Wenn du im Alltag den Mut verlierst, die Nähe Gottes nicht spürst oder an allem zweifelst, dann sei dir gewiss, dass Gott ein Gott der Wahrhaftigkeit ist, das heißt, dass er sich an seine Versprechen hält: Jesus ist wirklich an deiner Stelle gestorben, er ist wirklich auferstanden und er wird wirklich eines Tages wiederkommen!
Gott der Barmherzigkeit
„[…] dass aber die Heiden Gott loben sollen um der Barmherzigkeit willen“
(V.9)
Auch wir Heiden sollen Gott loben! Denn Gott hat in seiner Barmherzigkeit bestimmt, dass auch Menschen außerhalb des Volkes Israel zu ihm gehören sollen. Paulus führt in den folgenden Versen einige der Verheißungen auf, die uns gelten:
„Darum will ich dich preisen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen!“ (Ps 18,50)
„Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!“ (5.Mose 32,43)
„Lobt den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!“ (Ps 117,1)
„Es wird kommen die Wurzel Isais und der, welcher aufsteht, um über die Heiden zu herrschen; auf ihn werden die Heiden hoffen.“ (Jes 11,10)
Mit dem Ausdruck „Wurzel Isais“ in Jesaja 11 ist ein Nachkomme Isais gemeint – Isai ist der Vater von David, aber nicht von David ist hier die Rede, sondern von Jesus, der von David, und damit von Isai abstammt. Er wird über die Heiden herrschen und auf ihn werden die Heiden hoffen. Diese Hoffnung nimmt im Neuen Testament Gestalt an, als Jesus am Kreuz die Sünde der Welt auf sich nimmt und zwar nicht nur die Sünde von Israel, sondern auch die der Heiden – alle Sünde der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Er stirbt an unserer Stelle, um Erlösung zu erwirken.
Wenn wir darauf hoffen und vertrauen, sind wir Teil von Gottes Familie und Teil seiner Verheißung. Deshalb dürfen wir, wie die Verheißungen es sagen, Gott preisen, uns an ihm freuen, ihn loben und auf ihn hoffen: Weil er barmherzig ist, dürfen wir gerettet sein. Gottes Barmherzigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Immer wieder erbarmt sich Gott über sein Volk und über einzelne Menschen.
Wenn du denkst, dass du nicht genügst, nicht stark genug bist oder alles falsch machst, dann denke daran: Gott hat dich in seine Familie aufgenommen, weil er das so wollte! Er möchte dir Kraft und Zuversicht geben. Seine Barmherzigkeit ist jeden Morgen neu.
Gott der Hoffnung
„Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden im Glauben, dass ihr überströmt in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes!“
(V.13)
Was jüdische und heidnische Gläubige auch verbindet, ist die Hoffnung auf den Gott der Hoffnung. Gott ist keine Sackgasse. Er ist nicht irgendwann mit seinem Latein am Ende, sondern sein Wesen ist ewig und unaufhörlich. Die Verheißungen, die er uns für die Ewigkeit gegeben hat, bestehen und werden eines Tages erfüllt werden.
Die neue Erde. Die neuen Himmel. Das himmlische Jerusalem. Dass Gott unsere Tränen abwischen wird. Dass es keinen Tod und keinen Schmerz mehr geben wird. Dass wir in Gottes Gegenwart sein dürfen.
Aber auch schon hier auf der Erde möchte er uns sein Wesen zeigen und uns einen Vorgeschmack auf die Ewigkeit geben. Durch den Heiligen Geist will er uns alle Freude und Frieden im Glauben geben, so dass uns diese Hoffnung auf den Gott der Hoffnung vollends bewusst ist, nämlich „Christus in [uns], die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27).
Wenn du wie ich manchmal das Licht am Ende des Tunnels nicht siehst, traurig oder entmutigt bist, dann erinner dich daran und preise Gott für seine Barmherzigkeit: Christus wohnt in dir, die Hoffnung der Herrlichkeit!
Barmherzigkeit bedeutet, andere anzunehmen.