Vers des Monats Juni

Tipp des Monats

Vers des Monats Juni

 

Lukas 10

 

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter

In diesem Monat schauen wir uns einen Text aus dem Neuen Testament genauer an, der sehr schön veranschaulicht, was Barmherzigkeit bedeutet und wie Gott sich Barmherzigkeit vorstellt. In diesem Text unterhalten sich ein Gesetzesgelehrter und Jesus. Eingebettet in das Gespräch ist das berühmte Gleichnis vom barmherzigen Samariter.

 

Die Frage

Ein Gesetzesgelehrter tritt zu Jesus. Er ist ein Experte im mosaischen Gesetz und möchte Jesus testen, wahrscheinlich um zu sehen, ob er sich wirklich im Gesetz auskennt oder ob er eine Antwort gibt, die möglicherweise nicht mit Mose übereinstimmt. Er fragt Jesus nach der Quintessenz des alttestamentlichen Gesetzes: Wie kann ich das ewige Leben erlangen? oder: Wie kann ich so leben, dass es Gott gefällt (mit der Belohnung des ewigen Lebens)? Denn wer nach jüdischem Verständnis nach dem Gesetz handelnt, ist gerecht vor Gott und wird so durch das Gesetz leben.

 

„Mose beschreibt nämlich die Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, so: Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben (3. Mose 18,5).“

Römer 10,5

 

Jesus stellt dem Gesetzesgelehrten nach damals üblicher Praxis eine Gegenfrage: Was liest du im Gesetz?
Er antwortet:

 

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst!“

5. Mose 6,5 und 3. Mose 19.18

 

Jesus bestätigt dem Mann, dass seine Antwort richtig ist: Tue dies, so wirst du leben!

Der Gelehrte, dem es nicht gelungen ist, Jesus zu verunsichern und bloßzustellen, möchte sich selbst als unschuldig darstellen und seine ursprüngliche Frage rechtfertigen, indem er eine weitere Frage stellt: Wer ist mein Nächster?

 

Das Gleichnis

Hierauf antwortet Jesus mit dem bekannten Gleichnis des barmherzigen Samariters. Du findest es in Lukas 10, 30-35.

Zusammengefasst geht es um einen Mann, der auf einer Reise von Räubern überfallen und liegengelassen wird. Weder ein Priester noch ein Levit (Tempeldiener), die vorbeikommen, wollen ihm helfen, aber ein Samariter, ein Mann aus einem verachteten Nachbarvolk leistet erste Hilfe, nimmt ihn mit in die nächste Herberge, pflegt ihn und gibt auch dem Wirt Geld, damit er ihn weiter versorgt.

Jesus fragt den Gesetzesgelehrten am Schluss: Welcher von diesen dreien ist deiner Meinung nach nun der Nächste dessen gewesen, der von den Räubern überfallen wurde?

Der Gelehrte antwortet: Der welcher die Barmherzigkeit an ihm geübt hat.

Genauso wie der Gelehrte auf die erste Frage die richtige Antwort gegeben hat, tut er dies auch bei der zweiten Frage: Man soll nicht nur Gott lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft und ganzem Denken, sondern auch seinen Nächsten lieben, d.h. ihm Gutes tun.

Jesus veranschaulicht ’seinen Nächsten lieben‘, oder wie der Gelehrte es ausdrückt, Barmherzigkeit, in seinem Gleichnis auf zwei besondere Weisen.

Die Samariter waren zur Zeit Jesu ein „Mischvolk aus Juden und Heiden, die den Gott Israels äußerlich verehrten, aber auch heidnischen Götzendienst betrieben, [sie wurden] von den Juden verachtet und gemieden“ (Schlachter-Bibel, Anhang, Kurze Sach- und Worterklärungen).

Jesus wählt im Gleichnis mit Absicht einen Samariter, um die Barmherzigkeit deutlich zu machen. Dass sich ein Jude über einen Juden erbarmt, ist nicht so unwahrscheinlich, aber dass sich jemand über einen erbarmt, von dem er ständig verachtet und respektlos behandelt wird, mit dem Juden keinen Umgang haben und den sie aus Reinheitsgründen nicht mal berühren wollten, das zeigt echte Liebe.

Der Priester und der Levit, die zuerst an dem Verletzten vorbeikamen, haben ihn nicht geliebt, sondern lieber auf ihre Reinheit und Bequemlichkeit geachtet.

Nicht nur hat der Samariter echte Liebe, er praktiziert auch echte Liebe.

Er geht zu dem Überfallenen hin, er verbindet ihm die Wunden, er gießt Öl und Wein darauf, er hebt ihn auf sein Tier, er führt ihn in eine Herberge, er pflegt ihn und er gibt dem Wirt zwei Denare, damit er ihn weiterpflegt und verspricht ihm sogar die Übernahme von weiteren Kosten.

Jesus zählt hier sieben gute Taten auf mit der Aussicht auf eine achte gute Tat, was die Unbegrenztheit darstellen soll. Die sieben ist im Judentum eine besondere Zahl, sie steht für Vollkommenheit. Der Samariter zeigt dem Verletzten vollkommene und überfließende Barmherzigkeit. Er tut alles, was in seiner Macht steht, um dem Mann zu helfen und geht dabei über das übliche Maß hinaus.

 

Die Aufforderung

Jesus beendet das Gespräch mit den Worten: So gehe du hin und handle ebenso.

Wir wissen: Als Christen müssen wir uns das ewige Leben nicht durch gute Werke verdienen. Jesus schenkt uns die Errettung durch seinen Tod am Kreuz. Aber wir sollen unsere Errettung und unser neues Leben im Geist leben. Nicht umsonst sind große Teile von Paulus‘ und Petrus‘ Briefen voll mit Anordnungen, Ermahnungen und Aufforderungen, wie man sein Leben als Christ leben soll. Dieser kostbare Glaube, den wir haben, soll für andere nicht nutzlos sein, oder ‚tot‘, wie Jakobus es ausdrückt.

 

„Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.“

Galater 5,25

 

Wie kann das konkret aussehen?

Du weißt nicht, wie das genau aussehen soll? Ich auch nicht. Aber Gott weiß es:

 

„Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“

Epheser 2,8-10

Gott hat die Werke schon vorbereitet, die guten Taten, die Gelegenheiten, wo wir Barmherzigkeit üben können, die Momente, in denen wir Menschen mit der Liebe Jesu begegnen können.

Eine weitere praktische Anleitung, wie man seinen Glauben leben soll, gibt uns Paulus im Römerbrief:

 

„Die Liebe sei ungeheuchelt! Hasst das Böse, haltet fest am Guten! In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander, in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor!
Im Eifer lasst nicht nach, seid brennend im Geist, dient dem Herrn! Seid fröhlich in Hoffnung, in Bedrängnis haltet stand, seid beharrlich im Gebet!
Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen, übt willig Gastfreundschaft! Segnet, die euch verfolgen, segnet und flucht nicht! Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Seid gleichgesinnt gegeneinander, trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen, haltet euch nicht selbst für klug!
Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid auf das bedacht, was in den Augen aller Menschen gut ist. Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden.
Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes], denn es steht geschrieben: „Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr“. „Wenn nun dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf seinem Haupt sammeln.“
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!“

Römer 12,9-21

 

Bitte Gott morgens um Wegweisung für den Tag und um Sensibilität für das „Anstubsen“ des Heiligen Geistes. Sei großzügig beim Gutes tun und beim Lieben deines Nächsten.

Wo kannst du heute Barmherzigkeit üben?

 

Barmherzigkeit bedeutet, anderen Gutes zu tun.

 

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