Berufen

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Auf der Suche nach der großen Aufgabe

 

Berufung ist in der Bibel ein großes Thema. Könige und Propheten werden in den Dienst für Gott berufen, Fischer und Finanzbeamte in die Nachfolge, falsche Prinzen und Schafhirten zu großen Aufgaben. Was sich hier jetzt so einfach anhört, war in Wirklichkeit schwierig und kompliziert und verbunden mit inneren Kämpfen und Zweifeln.

Das ist das Wunderbare an der Bibel, dass diese Schwierigkeiten nicht verschwiegen oder wegerklärt werden, sondern offen gezeigt wird, wie die Menschen und auch Gott damit umgehen.

Wenn ich auf meine eigene Lebensgeschichte schaue, sehe ich, dass die Frage nach dem Sinn, nach einer Lebensaufgabe, immer wieder auftaucht, in regelmäßigen Abständen. Wenn z.B. ein Lebensabschnitt zu Ende geht, fangen die Gedanken an, sich im Kreis zu drehen: Was kommt als nächstes, wie soll alles werden, macht es überhaupt Sinn, wie bringt mich das weiter, ist das überhaupt Gottes Wille?

Das Ding ist, man kann nicht in die Zukunft sehen. Ich kann jetzt nicht wissen, was in zehn oder zwanzig Jahren sein wird.

Was ich weiß, ist, dass ich aus meinem Leben, aus meinen Erfahrungen, dem Gelernten, das Beste machen kann. Ich kann es so einsetzen, dass andere davon profitieren, dass andere Menschen auf Gott hingewiesen werden, ich kann so leben, dass es Gott gefällt und seinem Wesen entspricht.

Vielleicht gibt es nicht für jeden Menschen die eine große Lebensaufgabe, sondern vielleicht eine Menge kleiner Aufgaben. Nicht jeder Lebenslauf ist linear und auf ein Ziel gerichtet – meiner jedenfalls überhaupt nicht. Ich habe mal dies, mal das gemacht, immer auf der Suche nach der einen großen Aufgabe, insgeheim hoffend, dass mein Wunsch nach einer eigenen Familie in Erfüllung geht.

Ich beginne langsam zu verstehen, dass es diese eine Aufgabe vielleicht gar nicht gibt, jedenfalls nicht in meinem Leben. Vielleicht besteht diese ominöse Aufgabe darin, immer genau das zu tun, was direkt vor mir ist – den Alltag leben, Schwester sein, Mitbewohnerin sein, gute Arbeit machen, die Zeit nutzen, meine Gaben einsetzen, lernen, treu sein, Kind Gottes sein, ich selber sein.

Zweifle ich deshalb an Gottes Liebe zu mir oder an seiner Allmacht?

Nein.

Bin ich manchmal unzufrieden und traurig?

Ja.

Verstehe ich Gottes Planung für mein Leben?

Überhaupt nicht.

Muss ich auch nicht. Ich weiß, dass er es gut mit mir meint und mich trägt und dass ich mit ihm über alles reden kann. Ich weiß, dass meine Zeit in seinen Händen steht. Ich weiß, dass er den nächsten Schritt schon kennt und immer bei mir ist. Denn dazu bin ich berufen: Jeden Tag in seiner Gegenwart zu leben.

Wie gehst du mit diesem Thema in deinem Leben, in deinem Alltag um? Was hast du erlebt?

 

2 Kommentare zu “Berufen”

  1. Natalie

    Liebe Friede,
    vielen Dank für diesen ermutigenden Text! Ich glaube ebenfalls, dass Gott uns nicht immer klar sagt, was ganz konkret unsere Berufung ist. Manchmal müssen und dürfen wir einfach einen Schritt nach dem nächsten machen und im Vertrauen auf ihn gehen.
    Sehr treffend finde ich deinen Satz am Ende: „Denn dazu bin ich berufen: Jeden Tag in seiner Gegenwart zu leben.“ Diese Berufung gilt für jedes Kind Gottes und keine Berufung ist größer und wichtiger als diese! Ob wir unsere konkretere Berufung nun kennen oder nicht: Wir dürfen in seiner Gegenwart leben und das allein aus Gnade. Weil Jesus es möglich macht. Weil er unsere Trennung vom Vater überwunden hat! Welch ein Geschenk! Ihm sei Dank! 🙂
    Liebe Grüße , Natalie

    Antworten
    • fraufriede

      Liebe Natalie,
      danke dir für deine ermutigenden und wichtigen Worte! Genau das muss ich lernen: Einen Schritt nach dem anderen zu gehen und zwar im Vertrauen. Und in seiner Gegenwart. Das ist wirklich ein Geschenk.
      Liebe Grüße zurück 🙂

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