Kindheitserinnerungen

Blog

Kindheitserinnerungen

 

Vor einigen Tagen bin ich beim Recherchieren im Internet auf ein Lied gestoßen, das bei mir wehmütige Kindheitserinnerungen wachgerufen hat. Vielleicht kennt ihr das Lied „Nun ruhen alle Wälder“ von Paul Gerhard. Das Lied ist fast 370 Jahre alt und entstand wahrscheinlich zu einer Zeit, in der durch Pest und Krieg in Deutschland tausende von Menschen gestorben waren.

Es handelt davon, dass es Abend geworden ist, der Singende ber nun anfängt, in der Ruhe des Abends über das Ewige nachzudenken. Der vergehende Tag und das Zubettgehen werden auch als Sinnbild für das Sterben und das Hinübergehen in das Jenseits metaphorisiert.

Warum bedeutet mir das Lied so viel und warum kommen Erinnerungen aus meiner frühen Kindheit hoch?

Jeden Abend vor dem Einschlafen, nachdem mein Vater mir und meiner Schwester eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen hate, sangen wir noch dieses Lied zusammen. Nicht das ganze, es hat ja neun Strophen, sondern nur die vorletzte. Dort heißt es:

 

Breit aus die Flügel beide,

o Jesu, meine Freude,

und nimm dein Küchlein ein!

Will Satan mich verschlingen,

so lass die Englein singen:

Dies Kind soll unverletzet sein.

 

Dieses Bild, dass Jesus seine Flügel ausbreitet, um mich zu beschützen, ist als Kind sehr eindrücklich gewesen, genauso wie die Engel, die bekräftigen, dass mir durch Satan nichts geschehen soll.

Dazu die Melodie, die eingängig und wunderschön ist, leicht schwermütig und tragend und so passend zum Text.

Es ist ein Ritual, das sich einprägt und ganz tief im Herzen wurzelt. Wenn ich heute an die Melodie denke, kommen mir manchmal die Tränen, weil es mich an Apfelschnitzchen, spannende Märchen, das wohlige Gefühl, sicher im Bett zu liegen und das Gute-Nacht-Gebet erinnert.

Kleine Dinge, die so viel ausmachen. Die durch Wiederholung eine gute Basis formen. Sicherheit schaffen. Geborgenheit erlebbar machen. Die Realität des Glaubens erfahrbar machen.

Ich bin so dankbar für dieses Lied, für meine Eltern, die sich jeden Abend die Zeit für uns genommen haben, für die Sicherheit eines Zuhauses, für Rituale vor dem Schlafengehen.

Das will ich mir vornehmen: Wenn ich später einmal Kinder haben sollte, will ich mir jeden Abend für sie Zeit nehmen, Geschichten vorlesen, ein Lied singen und beten, damit sie sich sicher und geliebt fühlen.

Wenn ihr mal Kinder habt oder eure Nichten und Neffen zu Bett bringt, dann singt doch mal ein Lied mit ihnen vor dem Schlafengehen. Daran werden sie sich vielleicht noch lange erinnern.

 

Das ganze Lied sowie die Melodie findet ihr unter Wikipedia/Nun_ruhen_alle_Wälder.

 

Hinterlasse einen Kommentar