Serie Frauen der Bibel: Maria, die Begnadigte

Serie Frauen der Bibel

Serie Frauen der Bibel: Maria, die Begnadigte

 

Maria, die Jungfrau

 

Wenn wir Maria in der Bibel das erste Mal begegnen, ist sie noch nicht die Mutter Jesu, für was sie später bekannt werden wird. Wenn wir sie das erste mal kennenlernen, ist sie ein Mädchen, das in Nazareth wohnt und mit einem Mann verlobt, der Joseph heißt.

Wir kennen weder ihr Alter, noch wie sie aussah, noch in welcher Umgebung sie aufwuchs, ob sie Geschwister hatte oder wie ihr Alltag aussah. Wir wissen nicht, ob sie gerne zum Brunnen ging, um Wasser zu holen oder ob ihre Familie reich war und viel Besitz hatte.

Wir können nur Vermutungen anstellen: Sie wird ein normales Mädchen gewesen sein, wahrscheinlich mit schwarzen Haaren, das bei ihren Eltern wohnte, da sie noch unverheiratet war und damit unter dem Schutz ihres Vaters stand. Sie wird auch noch sehr jung gewesen sein, da damals eine Ehe geschlossen wurde, wenn das Mädchen im Teenageralter war.

Ihr Leben war vorgezeichnet: Ihren Verlobten heiraten, den Haushalt führen, Kinder bekommen und aufziehen, am Shabbat in die Synagoge gehen, an den großen Festen nach Jerusalem zum Tempel pilgern, in der Stadt Nazareth ein beschauliches, gesichertes Leben führen. So wie alle ihre Freundinnen, wie die meisten Frauen zu der Zeit. Ob sie sich darauf gefreut hat?

Wie hat Gott sie auf das vorbereitet, was kommen würde?

 

Die Begrüßung des Engels

 

Wir wissen, dass sie sich eines Tages im Haus aufhielt, wie wahrscheinlich an den meisten Tagen. Dieser Tag veränderte ihr ganzes Leben.

Denn Gott sandte seinen Engel Gabriel zu Maria.

Und in dieser Begegnung mit dem Engel erfahren wir einiges über sie.

Der Engel ergreift zuerste das Wort und begrüßt Maria folgendermaßen:

Sei gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit dir, du Gesegnete unter den Frauen!

Lukas 1,28

Auf einmal steht da dieser fremde Mann vor ihr und redet diese Worte!

 

Wie reagiert Maria?

Als sie ihn aber sah, erschrak sie über sein Wort und dachte darüber nach, was das für ein Gruß sei.

Lukas 1,29

Wahrscheinlich konnte sie ihn nur anstarren, während die Worte in ihrem Kopf herumschwirrten: Begnadigt, mit dir, gesegnet. Was bedeutet das? Wieso bin ich gesegnet?

Wir wissen nicht, in welcher Sprache der Engel zu ihr redete, ob es Griechisch oder Aramäisch oder eine andere Sprache war.

Im Griechischen, der Sprache des Neuen Testamentes, heißt das Wort Begnadigte ‚kecharitoméne‘ – die, der Gnade geschenkt wurde. Die Wurzel von kecharitoméne ist das Wort Charisma, was ‚Gnadengabe‘ bedeutet, etwas, das aus Gnade oder Wohlwollen von Gott geschenkt wird. Das ‚méne‘ am Schluss bedeutet, dass sie die Empfängerin ist, nicht die Geberin. Also ist Maria die Empfängerin von Gnade – die Begnadigte.

 

Serie Frauen der Bibel Maria die Begnadigte

 

Die Ankündigung

 

Danach erklärt der Engel Gabriel der erstaunten Maria, warum sie begnadigt und gesegnet ist:

Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters Davids geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit und sein Reich wird kein Ende haben.

Lukas 1,30-33

Was für eine erstaunliche Ankündigung! Der Engel sagt ihr quasi, dass ihr Sohn den Namen „Der Herr ist Rettung“ tragen, Sohn Gottes genannt und von Gott als ewiger König für immer über das Reich Israel eingesetzt werden wird.

Und das in der Zeit der römischen Besetzung.

 

Wie reagiert Maria darauf?

Das einzige, was sie an diesem Plan stutzig macht, ist ihre eigene Menschlichkeit. Sie stellt weder Gottes Plan in Frage, noch fragt sie danach, wie Gott das Königreich Israel wieder herstellen oder die Römer aus dem Land bekommen will.

Ihr Vertrauen darin, dass Gott in seiner Größe und Allmacht das ausführen wird, was er angekündigt hat, ist angesichts des Engels, der vor ihr steht, umso größer. Sie begreift die Gnade, den zu gebären, der einmal König sein soll.

Sie stellt dem Engel nur die Frage, wie es geschehen kann, dass sie schwanger wird, wenn sie doch nicht verheiratet und daher auch nicht mit einem Mann intim ist. Wie soll sie also ohne Mann schwanger werden?

 

Der Beweis

 

Auch darauf hat der Engel eine Antwort:

Der Heilige Geist wird dich über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch einen Sohn empfangen in ihrem Alter und ist jetzt im sechsten Monate schwanger, sie die vorher unfruchtbar genannt wurde. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.

Lukas 1,35-37

Der Engel erklärt Maria, dass dieses Kind ohne Mann erzeugt werden wird, es wird göttlichen Ursprungs sein und deshalb Gottes Sohn genannt werden. Gott möchte, dass der Retterkönig von einer menschlichen Jungfrau geboren wird, damit die Verheißung des Alten Testaments und somit sein Wort erfüllt wird.

Dazu lesen wir in Jesaja 7,14: Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel geben.

Als Beweis für dieses Wunder führt der Engel ein anderes Wunder an, das geschehen ist: Ihre Verwandte Elisabeth, die schon im fortgeschrittenen Alter ist, ist schwanger geworden, was eigentlich nach menschlicher Weise unmöglich ist. Als Begründung führt er Gottes Souveränität an, seine Macht, alles zu tun, was er möchte.

 

Wie reagiert Maria darauf?

Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Sklavin des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort! Und der Engel verließ sie.

Lukas 1,38

Marias Reaktion ist erstaunlich. Sie weiß, dass sie die Wahl hat und sie weiß um die Konsequenzen einer unehelichen Schwangerschaft (wie soll sie das Joseph erklären?) und sie gibt ihrer Entscheidung Ausdruck mit dem Wort ‚doula‘, was Sklavin bedeutet und in vielen Übersetzungen nicht ganz richtig mit Magd übersetzt wird.

Sie begehrt nicht auf, fängt keine endlosen Diskussionen oder theologischen Streitgespräche an, sondern sie fügt sich demütig unter die Allmacht Gottes, der sie ausersehen hat und der für sie sorgen wird. Sie weiß, dass Er es besser weiß. Sie gibt sich völlig dem WIllen Gottes hin, nach dem sie erwählt ist, begnadet ist, das Heilige zur Welt zu bringen.

Was für eine Aufgabe!

 

Was können wir von Maria lernen?

 

Ich finde, wenn wir diesen kurzen Text lesen, der die Begegnung Marias mit dem Engel schildert, können wir über Maria staunen.

Sie ist ein Vorbild im Gottvertrauen – sie vertraut darauf, dass Gott es genauso ausführen wird wie er angekündigt hat.

Sie ist ein Vorbild in der Demut – sie wird nicht stolz über die Begnadigung und sagt ‚Na klar, das schaff ich schon‘, sondern fragt nach, als sie etwas nicht versteht.

Und sie ist ein Vorbild in der Unterordnung – sie bezeichnet sich selbst als Sklavin des Herrn, weil sie sein Eigentum ist und er ihr Gott; sie möchte gerne das tun, was er von ihr möchte und ist bereit, sich für Gottes Plan zur Verfügung zu stellen.

 

Wie sieht das bei mir aus?

 

Glaube ich auch, dass bei Gott alle Dinge möglich sind?

Vertraue ich darauf, dass Gottes Wille gut und heilsam ist und er die Zukunft im Blick hat?

Bin ich die Sklavin des Herrn oder diskutiere ich manchmal gerne ein bisschen?

Bin ich bereit, mich dem Willen Gottes unterzuordnen?

Wie allmächtig ist mein Gott?

Bin ich bereit, die Aufgaben, die Gott für mein Leben hat, genauso demütig anzunehmen?

 

Was lernst du von Maria?

 

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