Von der Kunst, loszulassen

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Von der Kunst, loszulassen

Oder: Warum ich meinem Rucksack dankbar bin

 

Alles fing damit an, dass ich als Teenager ein Buch las, das von einem Jungen handelte, der alle seine Sachen weggab und immer glücklicher wurde. Also ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mehr, was genau passierte, aber das ist so das, was ich behalten habe. 🙂 Seitdem verbinde ich mit einem glücklichen Lebensstil, möglichst wenig Dinge zu haben.

Dieses Gefühl drückte sich stark aus, als von zu Hause auszog und mein erstes WG-Zimmer einrichten konnte: Ich kaufe beim beliebten schwedischen Möbelhaus einen mittelmäßig großen Schrank, zwei Regale und einen Schreibtisch, der außer einer Platte nur vier Beine hat. Das war vor 10 Jahren und die Möbel habe ich immer noch. Der Schrank war zwischendurch immer mal wieder zu klein, aber das ließ sich ganz einfach lösen, indem ich Sachen aussortiert habe. 🙂

Diesen minimalistischen Schreibtisch zu kaufen, habe ich keinen Tag bereut. Ich bin heilfroh, dass er keine Schubladen, Fächer oder sonstige Ablageflächen hat, da ich dazu neuge, vorhandene Flächen auch konsequent zuzustellen. Und zwar mit allem möglichen. Das befördert nur Chaos!

Deshalb mein Motto: Je weniger Ablage- oder Abstellflächen man hat, desto weniger tritt besagtes Chaos auf! 🙂

 

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Dann war ich im Ausland und in dieser Zeit hatte ich nur das bei mir, was auch in meinen Rucksack passte. Das war eine der prägendsten Erfahrungen in meinem Leben (wenn jetzt auch nicht so vordergründig), für die ich immer dankbar sein werde.

Denn es hat mich gelehrt, dass man nur wenig braucht, um zu überleben und ein glückliches Leben zu haben.

Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich genau drei Sachen bei mir: Anziehsachen zum Wechseln, Hygienedinge zum Waschen wie Zahnbürste und so weiter und Alltagsdinge wie Fotocamera, Laptop, Bibel, was zum Schreiben, Geld, Souvenirs und so.

Ich wünschte, ich könnte immer so leben! 🙂

Seit ich wieder in Deutschland bin und durch einen Umzug auch alle Kindheitsdinge, die bisher auf dem Boden im Elternhaus gelagert haben, nun bei mir sind, hat sich bei mir das Bedürfnis, überschüssigen Kram loszuwerden, um ein Vielfaches gesteigert. Um nicht zu sagen, zu einem erdrückendem Gefühl entwickelt, das mich von Zeit zu Zeit sehr unruhig macht.

Wenn man anfängt, sich in eine Wohnung oder Zimmer einzuleben und einzurichten, sammeln sich immer mehr Sachen an. Von den einen denkt man, dass man sie braucht, von anderen, dass man sie gebrauchen könnte und wieder andere sammeln sich einfach von alleine an. Und schwupps hat man alle Ecken voller Zeugs, den Keller voller Kartons und das Regal voller Bücher, die man seit Jahren oder noch nie gelesen hat.

Seit einigen Jahren bin ich deshalb im aktiven Kampf gegen das Zeug in meinem Leben. Der gestaltet sich allerdings ein bisschen schwierig, da ich die DDR-Mentalität meiner (Groß)Eltern geerbt habe: Nicht Dinge einfach so wegwerfen, MAN KÖNNTE SIE JA NOCH GEBRAUCHEN! Oder andernweitig verwerten. Oder verschenken. Wer weiß!

Allerdings wird man auch mit der Übung besser. Mir ist aufgefallen, dass ich mich im Lauf der Zeit immer leichter von Sachen trennen kann. Die Ewigkeitsperspektive hilft da ungemein.

 

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In meiner Stadt gibt es eine tolle Sache, dass man nämlich bei schönem Wetter einfach einen Karton vor die Haustür stellt mit Zeugs, das man nicht mehr braucht und jeder kann sich was davon mitnehmen, wenn er möchte.

Neulich bin ich auf diese Weise eine ganze Reihe von Sachen losgeworden, die ich zwar auch in meiner facebook-Flohmarktgruppe hätte posten können, aber das war mir irgendwie zuviel Aufwand. Oder ich hatte es schon versucht und keiner wollte den Krams.

Das ist ja auch noch so eine andere Sache. Ein bisschen geizig ist man da ja schon irgendwie. Man, oder besser: ich möchte dann schon noch ein bisschen Geld für manche Sachen, weil sie entweder Geld gekostet haben oder noch etwas wert sind. Aber ich glaub, da darf ich nicht zu verbissen sein und hab mich auch schon verbessert. Dinge loszulassen, ist für mich ein Prozess. Vielleicht gehts euch da ähnlich?

Es kann sogar zum Segen werden, wenn man Dinge verschenkt. Ich habe mir zum Beispiel einen Karton angelegt, wo ich Dinge reintue, die so gut sind, dass man sie verschenken kann. So kann man anderen Menschen eine Freude machen und hat weniger Stress bei Geburtstagen. 🙂

Ich bin also auf dem Weg.

Diesen Sommer steht mal wieder ein Umzug an und damit die grandiose Gelegenheit, Zeugs loszuwerden! 🙂

 

Wie siehts bei euch aus? Habt ihr auch das Gefühl, zu viele Sachen zu haben und möchtet gerne Dinge loswerden?

 

2 Kommentare zu “Von der Kunst, loszulassen”

  1. Anne A.

    Hallo Friede 🙂
    danke für die guten Ideen!
    Ich finde die Einstellung dahinter auch sehr gut, habe ja auch schon mal darüber geschrieben, aber ehrlich gesagt grusele ich mich auch ein wenig vor der Leere 😮 Ich glaube, da braucht man auch Talent, einen Raum, der recht leer ist, wohnlich zu machen.
    Die Aktion mit dem Verschenkkarton vor dem Haus habe ich auch schon gesehen (und schon davon profitiert :)) – würde ich auch gern mal machen. Ich glaube, ich mach mich demnächst mal auf die Suche nach unnützem Ballast! Vor Kurzem habe ich ein Video zu so einer Minimalismus-Challenge geschaut, da ging es darum, jeden Tag einen Gegenstand auszusortieren.
    (Aber wo ich so darüber nachdenke – das DDR-Denken oder was auch immer, ist echt ziemlich verankert – ich hebe Sachen z.B. auf, weil ich denke, ich könnte sie später noch verkaufen, wenn ich mal knapp bei Kasse bin. Und z.B. Bücher sind für mich so eine Grauzone, weil ich gelesene Bücher auch gerne mal verleihe … mh. Was denkst du dazu?)
    Schönes Pfingstwochenende! (:

    Antworten
    • fraufriede

      du hast recht, was die Leere angeht.. 🙂 Da muss man sich glaub ich auch erst dran gewöhnen – oder es lieben 😀 ich bin da eh nicht so ein Fan von bunter Unruhe, deshalb ist es für mich nicht so schlimm. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es schnell ungemütlich aussehen könnte, also nicht so heimelig.
      Jeden Tag etwas aussortieren! Das klingt nach Arbeit! 😀 Ich glaub, das wär mir zu stressig, bei mir gibts immer so ne Hauruck-Aktionen.. 😀
      Ja, Bücher sind bei mir auch keine Wegwerfdinge. Lieber verkauf oder verschenk ich sie. Aber ich behalte sie nicht, um sie zu verleihen, denn wenn ich sie nicht mehr haben möchte, dann kann auch jemand anderes damit glücklich werden 🙂
      Dankeschön! Ich hoffe, du hattest auch schöne Pfingsten!

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